Deutsche Polizei setzt Elektroschock-Pistolen ein

In der Zeit zwischen 2003 und Ende 2006 gab es 97 Einsätze mit sogenannten Tasern

Münster/Berlin/dpa. Die nach
Todesfällen in Kanada kritisierten
Elektroschock-Pistolen Taser werden auch in Deutschland eingesetzt.
In mehr als der Hälfte der Bundesländer werden sie bereitgehalten,
ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag. In der
Zeit zwischen 2003 und Ende 2006 seien 97 Einsätze der sogenannten
Taser registriert worden, sagte der Leiter des
polizeitechnischen Instituts an der Deutschen Polizeihochschule in
Münster-Hiltrup, Hans Damm, am Dienstag. Todesfälle oder
gesundheitliche Komplikationen seien in Deutschland nicht
bekanntgeworden.

Grundlage für den Einsatz sind mehrere Empfehlungen der
Innenministerkonferenz, zuletzt vom vergangenen Jahr. Die Waffen
dürfen in Deutschland ausschließlich von Beamten von
Spezialeinsatzkommandos eingesetzt werden.

Die Elektroschock-Pistolen funktionieren mit einer Spannung von
50 000 Volt, aber einer sehr kleinen Stromstärke. «Das liegt im
Bereich des Weidezauneffektes», sagte Damm. An einer sieben Meter
langen Schnur werden zwei Elektroden abgefeuert, die am Körper des
Getroffenen haften bleiben. Über die Kabelverbindung wird der Strom
übertragen. «Der Getroffene sackt ungebremst in sich zusammen, alle
willkürlich beeinflussbaren Muskeln versagen», beschrieb Damm die
Wirkung. Allerdings sei sie schon nach wenigen Sekunden vorbei. Der
Schütze habe die Möglichkeit, über den Abzug der Pistole weitere
Stromstöße hinterher zu schießen.

In Hamburg ist die Polizei im Besitz zweier solcher Geräte. Bisher
sei es nur zu einem einzigen Einsatz gekommen, sagte ein
Polizeisprecher. Auch ein Sprecher des Innenministeriums in München
sprach von «sehr wenigen Einsätzen» bei der bayerischen Polizei. Nach
Angaben des Instituts und aus den Innenministerien sind unter anderem
auch die Polizei in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen
und Sachsen im Besitz von Tasern. In Berlin gibt es die Waffen
bereits seit dem Jahr 2000. Es sei zu neun Einsätzen gekommen, sagte
eine Sprecherin der Senatsverwaltung.

Sprecher einiger Innenministerien machten deutlich, die Geräte
müssten in den Händen von Spezialkräften der Einsatzkommandos bleiben
und dürften nur in Sondersituation eingesetzt werden. Eine
flächendeckende Einführung, wie von Gewerkschaftsfunktionieren
gefordert, solle es nicht geben.

Niedersachsen verfügt nach Angaben des Innenministeriums in
Hannover über drei Elektroschocker. Durchschnittlich gebe es seit
2001 fünf Einsätze pro Jahr. Zu Zwischenfällen sei es bisher noch
nicht gekommen. In Bremen hält die Polizei nach Angaben des
Innenressorts sechs Taser vor. Es sei bisher jedoch noch nicht zu
einem Einsatz gekommen. Am 12. Dezember will sich das Landesparlament
mit der Thematik beschäftigen. Sollte sich herausstellen, dass die
Elektroschocker der Folter zuzurechnen seien, werde Bremen die Waffen
zur Disposition stellen, hieß es. Schleswig-Holstein und Thüringen
zählen zu den Ländern, die auf Elektroschock-Waffen bislang
verzichten.

In Kanada steht der Einsatz von Tasern auf dem Prüfstand, nachdem
es innerhalb von sechs Wochen zu drei Todesfällen gekommen war. Seit
2003 wurden in Kanada 18 Menschen durch Taser getötet.

Damm von der Polizeihochschule räumte ein, dass ein Risiko zur
Tötung der Betroffenen bestehe, etwa wenn deren Kreislauf besonders
schwach sei. Deshalb sähen die Richtlinien eine Anwendung von Tasern
nur dann vor, wenn auch die Schusswaffe eingesetzt werden dürfe.

Quelle: www.mz-web.de