Europäisches Einreiseregister setzt auf Iriskontrolle

[heise] Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung soll das von der EU-Komission geplante europäische Einreiseregister
auf die biometrische Technik der Iris-Erkennung setzen und den
Fingerabdruck nur in Ausnahmefällen benutzen. Vorbild des europäischen Gesetzesvorschlags, der heute von der Komission veröffentlicht wurde, ist der Iris-Scan der im Frankfurter Pilotprojekt Automatisierte Biometriegestützte Grenzkontrolle
(ABG) nach Darstellung der EU sehr erfolgreich getestet wurde. Vor
ausgewählten europäischen Zeitungsvertretern wurde der Iris-Scan vom
für die Innere Sicherheit zuständigen EU-Kommissar Franco Frattini
gelobt: "Kriminelle Leute werden abgewiesen, ehrliche Leute haben freie
Fahrt", erklärte Frattini den Journalisten das Prinzip.

Nach Meinung von Frattini soll die Iris-Kontrolle die Zukunft des
Grenzübertrittes darstellen, weil sie schnell und automatisiert
stattfinden könne. Sie soll aber nur für ein- und ausreisende Bürger
von Drittstaaten gelten, während die Europäer die vorhandenen
biometrischen Systeme mit ihrem elektronischen Reisepass nutzen sollen.
Eine wichtige Funktion soll die Iris-Kontrolle bei der Arbeit der
europäischen Grenzschutz-Agentur Frontex zukommen, deren "schnelle
Überwachungsteams" als Erstes mit den Scannern ausgerüstet werden
sollen.

Frattinis Pläne dürften von der Industrie begrüßt werden, weil sie
durch das vorgesehene automatisierte System zu erheblichen Investionen
an den Grenzkontrollpunkten führen, an denen Vereinzelungsschleusen für
Nicht-EU-Bürger eingerichtet werden müssten. Kritiker bemängeln vor
allem den Verweis auf das Frankfurter Pilotprojekt ABG. Bei diesem
Projekt, das als Erleichterung für Vielflieger beworben wird, arbeiten
die Teilnehmer, die als Vielflieger ein Interesse an möglichst
schneller Abwicklung haben, kooperativ mit der Technik zusammen, um
möglichst zügig durch die Grenzkontrolle zu kommen. Dazu gehört ein
Enrollment der Iris unter optimalen Lichtbedingungen ebenso wie der
erfahrene Umgang mit der Scan-Kamera. Nur so können die von Brüssel
gelobten Werte von 15 Sekunden
für die Grenzkontrolle erzielt werden. Nur gelegentlich Reisende, die
sich mit den neuen Grenzkontrollsystemen kaum auskennen, ebenso wie
kooperationsunwillige Personen, dürften mit dem Iris-Scan viel länger
beschäftigt sein.

Siehe dazu auch:

(Detlef Borchers) /
(jk/c’t)

Source: http://www.heise.de/newsticker/meldung/103460/from/atom10