„Signore Sicherheit“: Franco Frattini könnte nach Italien zurückkehren

[derwesten.de]
Brüssel.
Im Fall eines Wahlsieges von Silvio Berlusconi könnte EU-Kommissar
Franco Frattini nach Italien zurückkehren. Einige sahen Franco Frattini
gestern schon auf der Wahlkampfbühne.

Als der EU-Innenkommissar vom Flüchtlingsdrama im Mittelmeer und einem
verschärften Kampf gegen die illegale Einwanderung sprach, nickten
seine italienischen Mitarbeiter beifällig. Die Journalisten werteten
das als weiteres Indiz dafür, dass der Vize-Kommissionspräsident nach
Rom zurückkehren könnte. In Italien wird er im Fall eines Wahlsieges
von Silvio Berlusconi bereits als Innen- und Justizminister gehandelt.
Frattini selbst hält sich zwar bedeckt, aber Beobachter in Brüssel
glauben, dass ihn der Posten durchaus reizt: In seinem Heimatland wäre
ihm mehr Aufmerksamkeit gewiss als auf europäischer Bühne.

Dabei ist der Italiener einer der bekanntesten und rührigsten Vertreter
der EU-Kommission. Den Kampf gegen den Terrorismus hält er für eine
seiner wichtigsten Aufgaben; er sprüht vor Ideen, legt ständig neue
Vorschläge vor und schreckt auch nicht davor zurück, Bürgerrechte
zugunsten schärferer Gesetzen aufzuweichen. In Brüssel wird er deshalb
auch „Signore Sicherheit“ genannt.

Von Haus aus ist der 50-Jährige eigentlich Jurist. Er studierte in Rom
und kam 1993 als Rechtsberater in die Politik. Es folgte eine steile
Karriere, die Frattini ins italienische Parlament, in den Vorstand von
Berlusconis Partei Forza Italia und schließlich ins Außenministerium
führte. 2004 wurde er als EU-Kommissar nominiert. Frattini lebt
getrennt von seiner Frau und hat eine Tochter.

Sollte er tatsächlich nach Rom wechseln, müsste Kommissionspräsident
Jose Manuel Barroso das Innen- und Justizressort neu besetzen. Ein
Sprecher der EU-Kommission hält ein solches Szenario zwar für eine
„hypothetische Frage“, fügt aber sicherheitshalber hinzu, dass sich
Frattini an den internen Verhaltenskodex zu halten habe. Danach müssen
Mitglieder der Kommission die Teilnahme an einem Wahlkampf zuvor dem
Kommissionspräsidenten melden. Das ist offenbar noch nicht geschehen.

Source: http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/ausland/2008/2/13/news-23288668/detail.html