[indymedia] Eine unheimliche Allianz bildet sich aus dem Softwareimperium Microsoft
und dem spanischen Militärgeheimdienst CNI. Beide haben ein weiteres
Kooperationsabkommen geschlossen. Damit wird die Zusammenarbeit
ausgeweitet, die 2004 begann, als der Militärgeheimdienst Einblick in
die Quellcodes von Windows und Office erhielt (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16839/1.html). Angeblich soll es nun um mehr Internetsicherheit gehen.
Mit dem Abkommen soll der CNI "eng mit Microsoft zu kooperieren", um
Angriffen vorzubeugen, "welche die öffentliche und nationale Sicherheit
beeinträchtigen können". Das Ziel sei, "ein effektives Funktionieren
der Informations- und Kommunikationstechnologie zu garantieren, die der
Bevölkerung und den nationalen Interessen dienen". Dafür sei eine "enge
Kooperation" zwischen dem CNI und Microsoft vereinbart worden.
Behauptet wird in einer Presseerklärung (http://www.hispamp3.com/noticias/noticia.php?noticia=20080209091740),
dass Angriffe auf Computersysteme in den letzten Jahren zu
Produktivitätsausfälle von mehr als 75 Milliarden Euro provoziert
hätten. Microsoft insistiere stets dahingehend, das Mafiagruppen und
Cyberverbrecher sehr professionell arbeiteten und im Internet einen Weg
für ihr kriminelles Handeln fänden. Doch derlei Hinweise sollen nur
davon ablenken, dass es nicht um mehr Intersicherheit geht, wie es in
Schlagzeilen die regierungsnahe Presse in Spanien behauptet wird (http://www.elpais.com/articulo/internet/CNI/Microsoft/colaboraran/mejorar/seguridad/Internet/elpeputec/20080208elpepunet_7/Tes).
Vorgebeugt
werden soll Angriffen auf die Computersysteme der Regierung und der
öffentlichen Verwaltung. Die gemeinsamen Kräfte zwischen Microsoft und
dem Geheimdienst sollen gebündelt werden, um Angriffe abwehren zu
können und den möglichen Schaden gering zu halten. Dafür stellt
"Microsoft dem CNI die nötige Information und Unterstützung zur
Verfügung". Das beginnt bei frühzeitiger Warnung vor Sicherheitslücken
und reicht bis zu einem heißen Draht zu den "Experten der Firma".
Gemeinsam
wolle man auch die Bewusstseinsbildung über die Risiken von Angriffen
auf die Computersysteme entwickeln. Dabei richte man sich vor allem an
die Beamten in der Verwaltung. Rosa García, Präsidentin von Microsoft
Ibérica, erklärte: "Wir von Microsoft glauben, dass dieses Abkommen,
dass auf der Zusammenarbeit und Kombinierung von Kräften zwischen dem
öffentlichen und privaten Sektor beruht, der spanischen Regierung
helfen kann, sich auf Sicherheitsprobleme vorzubereiten und in
optimaler Form deren Auswirkungen zu begrenzen."
Dass das zu
einer Abhängigkeit von Microsoft führt, sagt sie natürlich nicht.
Ohnehin ist es erstaunlich, dass in Spanien ausgerechnet der
Militärgeheimdienst CNI für die Sicherheit der staatlichen
Computersysteme zuständig ist. Der hat damit den Zugriff und die
Kontrolle auf alle wichtigen Daten. Es ist ein Geheimdienst der noch
immer in Skandale verwickelt ist. Er bespitzelt Oppositionspolitiker (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16649/1.html) und die Verwicklungen in die Anschläge von 11. März 2004 in Madrid (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19743/1.html)
sind bis heute ungeklärt. Die Verwicklungen der Sicherheitskräfte in
das Massaker wurden sorgsam aus der Untersuchungskommission (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17894/1.html) und der juristischen Aufarbeitung ausgeklammert (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26526/1.html). Der CNI entstand 2002 aus der Umbenennung der Skandaltruppe (Cesid/ http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12315/1.html),
der wiederum aus den nie gesäuberten Geheimdiensten der Franco-Diktatur
hervorging. Der Cesid war in den Putsch 1981 genauso verwickelt, wie in
zahllose blutige Vorgänge in den 1980er Jahren (http://www.heise.de/tp/r4/html/result.xhtml?url=/tp/r4/artikel/22/22138/1.html).
© Ralf Streck, den 14.02.2008