Gefreiter Roboter kriecht durchs Gelände

Die
Bundeswehr will in Zukunft verstärkt auf Roboter setzen, um die
Soldaten vor Gefahren zu bewahren. «Es ist besser, einen Roboter zu
gefährden, als einen Soldaten», sagte der stellvertretende Inspekteur
des Heeres, Günter Weiler, am Montag im unterfränkischen Hammelburg.

[ddp] Hammelburg. Die Bundeswehr will in Zukunft verstärkt auf Roboter setzen,
um die Soldaten vor Gefahren zu bewahren. «Es ist besser, einen Roboter
zu gefährden, als einen Soldaten», sagte der stellvertretende
Inspekteur des Heeres, Günter Weiler, am Montag im unterfränkischen
Hammelburg. Drohnen seien schon jetzt im Einsatz, der nächste
konsequente Schritt seien unbemannte Landsysteme, kündigte Weiler bei
der Eröffnung der dritten europäischen Leistungsschau für militärische
Robotik «Elrob 2008». Bei der Veranstaltung präsentierten
Roboterforscher, wozu ihre Modelle jetzt schon in der Lage sind. 25
Entwicklerteams aus neun europäischen Ländern sowie 50 Aussteller,
darunter zahlreiche deutsche und internationale Universitäten zeigten
den aktuellen Stand der militärischen Robotik-Technik.

Dabei
sind neben bekannten Waffenproduzenten wie Diehl oder Rheinmetall auch
viele kleinere Anbieter. Gerade einmal fünf Mann groß ist Borjet aus
Oberschwaben, das bis vor wenigen Jahren ausschließlich ferngesteuerte
Flugzeugmodelle gebaut hat. Neben «Jimmy Classic» und «Little Joe»
bietet das Unternehmen aus Baindt/Schachen jetzt auch ein Trägersystem
zur Luftaufklärung «Fleye» sowie das landgestützte System «Bormiga».
«Das liegt doch nahe», begründet Geschäftsführer Franz Bormann das
Engagement im Bereich Robotik. So sei die Fernsteuerung vergleichbar
mit der von Flugzeugen, lediglich die Leistung ist etwas höher.

Die
Basisversion der «Bormiga» gibt es wahlweise mit vier oder sechs
Rädern. Das 50 Kilogramm schwere Alu-Gefährt kann noch einmal die
gleiche Last transportieren. Flexibilität ist Trumpf. «Aus der
Sechsradversion lässt sich in wenigen Minuten eine Kettenversion
machen», erklärt Bormann und fügt stolz hinzu: «Damit können wir im
Gegensatz zu den Anderen sogar auf Schnee fahren.» Das Interesse an dem
variabel bestückbaren Fahrzeug, das in der günstigsten Version rund
6000 Euro kostet, sei groß. «Wir sind zwar momentan noch ein kleines
Licht, aber ich hoffe, wir gehen auf Expansionskurs», erklärt Bormann.

Beim
Auftakt der Elrob gaben größere Gefährte den Ton an. Etwa der drei
Tonnen schwere «Gecko TRS» der Firma Base Ten aus Halbergmoos. Er
wendete auf der Stelle und durchfuhr ferngesteuert eine Wassermulde.
TNO aus den Niederlanden zeigte einen Roboter, dessen Sensoren den
jeweiligen Kopfbewegungen des Operators folgen. Während das im Einsatz
noch Zukunftsmusik ist, wird der «Telerob» schon in der türkischen,
dänischen und luxemburgischen Armee eingesetzt. Er kann autonom Treppen
überwinden und wird speziell zur Sprengstofferkennung eingesetzt.

Darin
sieht der Vize-Heeresinspekteur Weiler eine der
Haupteinsatzmöglichkeiten von Robotern. Er unterstrich die Bedeutung
der Systeme auch bei der Aufklärung, Konvoibegleitung und bei der
Rettung. «Es gibt keine Planungen für waffentragende Systeme», betonte
Weiler. Ziel müsse es sein, den Schutz der Menschen zu verbessern, die
in aller Welt den Frieden sichern. Roboter könnten die Einsatzkräfte
aber nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

Wann landgestützte
unbemannte Fahrzeuge auch in der Bundeswehr Einzug halten, sei noch
offen. Zumal erst einige Schwierigkeiten bewältigt werden müssten. «Wir
sind weit davon entfernt, einen Apparat zu haben, den man losschickt
und der irgendwann automatisch zurückkommt», sagte Dirk Ellinger,
Abteilungsleiter Rüstung im Bundesverteidigungsministerium. So
orientieren sich die meisten Systeme an GPS-Daten. Nur das «Mucar» der
Bundeswehr-Uni München nutzt Lasertechnik zur Orientierung. Dabei
werden pro Sekunde eine Million Bildpunkte erfasst. So ist der
umgebaute VW-Touareg in der Lage autonom einem Kolonnenfahrzeug zu
folgen und den Abstand gleichmäßig zu halten.

Speziell im
Vergleich zur ersten militärischen Elrob 2006 verzeichnet der
schwedische Robotik-Experte Prof. Henrik Christensen gewaltige
Fortschritte: «Wir haben bessere Sensoren, leistungsfähigere Computer
und Schnittstellen.» Wichtig sei es jetzt, die Benutzerfreundlichkeit
zu verbessern. «Wenn man es schafft, ein Interface zu programmieren,
das aussieht wie ein Spiel, hat man gewonnen», sagte Christensen im
Blick auf die meist gut 20 Jahre alten Soldaten als Nutzer.

Source: http://www.ad-hoc-news.de/drucken.html?art_id=18006338