[krone.at] Die "Synsekten", von
Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem vorhergesagte winzige Roboterorganismen,
lassen grüßen: Niederländische Forscher haben an der Universität Delft eine
Drohne entwickelt, die nur drei Gramm schwer ist und wie eine Libelle aussieht.
Das zehn Zentimeter große Fluggerät namens DelFly Micro trägt eine Kamera (Bild)
als Nutzlast und wurde am Mittwoch mit einem Demonstrationsflug
präsentiert.
Das ferngesteuerte "Micro Air Vehicle" (MAV) bildet dabei nur einen
Zwischenschritt in der Miniaturisierung. "Wir wollen immer kleinere Geräte
entwickeln, letztendlich so winzig wie eine Fruchtfliege", sagt Bart Remes,
Entwickler des DelFly Micro im Gespräch. Außerdem soll ein vollständig autonomer
Flug des MAV erreicht werden – was mit einem größeren Vorgänger bereits gelungen
ist. Derzeit kann das DelFly Micro in gerader Linie und Kurven fliegen, in
weiterer Folge soll es aber auch wie ein Kolibri stationär in der Luft verharren
können – so, wie es ihr Vorgänger, die rund dreimal so große "DelFly II",
bereits kann.
Batterie schwerster Teil der Drohne
Die weitere Miniaturisierung
hin zum geplanten Nachfolger DelFly Nano (fünf Zentimeter groß und ein Gramm
leicht) und noch kleineren Geräten ist ein komplexes Problem, da nicht nur das
Fluggerät an sich kleiner werden muss. "Wir müssen auch die Größe der Kamera und
der zugehörigen Elektronik schrumpfen", meint Remes. Auch das Gewicht ist ein
Faktor. Der schwerste Teil des DelFly Micro ist mit einem Gramm die Batterie,
die für einen dreiminütigen Flug reicht.
Die Kamera dient zum einen
dazu, Bilder zu übertragen. Dabei sei die Reichweite mit 50 Metern derzeit noch
recht begrenzt, so Remes. Bessere Antennen könnten dabei Abhilfe schaffen.
Außerdem dienen die Kameras aber auch als Auge und sind für einen autonomen Flug
ohne Fernsteuerung unerlässlich. "Das DelFly II hat auf der Fachkonferenz EMAV
2008 vor zwei Wochen in Braunschweig seinen ersten vollständig autonomen Flug
absolviert", betont Remes. Dazu sei das DelFly Micro zwar noch nicht in der
Lage, doch wolle man langfristig auch noch kleinere Modelle zu autonomen Flügen
befähigen.
Einsatz bei Katastrophen denkbar
Als denkbares
Einsatzgebiet für die winzigen MAVs sieht Remes den Einsatz als autonome
Sensoren für größere Roboter. Ein Beispiel wäre der Katastropheneinsatz bei
eingestürzten Gebäuden, wo fruchtfliegengroße Fluggeräte durch winzige Ritzen
gelangen würden. Sie könnten Überlebende finden, um so Bergerobotern ein
gezieltes Freilegen zu ermöglichen. Bis es dazu kommt, wird allerdings noch
einige Zeit vergehen. "In jedem Fall länger als fünf Jahre" werde es dauern, die
MAVs tatsächlich auf Fruchtfliegengröße zu bringen, so Remes.
(pte)
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