Terrorismusbekämpfung in den USA: Neue Software versagt offenbar auf ganzer Linie

[gulli.com] Ein
Unterausschuss des US-amerikanischen Repräsentantenhauses ist der
Ansicht, dass ein 500 Millionen Dollar teures IT-Projekt, das die
Terrorismusbekämpfung verbessern soll, keinerlei Qualitätskriterien
erfüllt und nicht sinnvoll eingesetzt werden kann.

Die
Software war in Auftrag gegeben worden, um verschiedene Informationen
über mutmaßliche terroristische Aktivitäten zusammenzuführen und so zu
verhindern, dass wichtige Sachverhalte übersehen werden. Bei der
Entwicklung hatte man offenbar im Hinterkopf, einen weiteren Fehlschlag
wie vor dem 11. September 2001, als wichtige Informationen übersehen
oder fehlinterpretiert wurden und so eine Verhinderung der Anschläge
von vorneherein unmöglich gemacht wurde, zu verhindern. Unter anderem
sollten bereits existierende Datenbanken zusammengeführt und
aktualisiert werden.

<a href="http://pr.gulli.com/adclick.php?n=a405a982" target="_blank"><img style="display: none;" src="http://pr.gulli.com/adview.php?what=zone:6&n=a405a982" alt="" border="0"></a>

Diesen Aufgaben ist aber die Software, die im Rahmen
des Projekts Railhead entwickelt wurde, offenbar nicht gewachsen. Laut
dem Unterausschuss, der die Verantwortlichen nun der Misswirtschaft und
der Verschwendung von Haushaltsgeldern bezichtigt, ist die Software
noch nicht einmal in der Lage, einfache Verknüpfungen von Suchbegriffen
(mit Hilfe sogenannter Boolescher Operatoren wie AND, OR oder NOT) zu
verarbeiten- etwas, das herkömmliche Suchmaschinen schon seit Jahren
beherrschen. Diese Behauptungen
stützen die Ausschussmitglieder auf eine Vielzahl von Dokumenten wie
Protokolle von Meetings, Emails, interne Blog-Einträge und technische
Berichte. Bei einem Test im Hewlett-Packard Quality Center konnte die
Software zwar 148 der Aufgaben erfolgreich abschließen, jedoch wurden
26 andere nur teilweise und 42 gar nicht erledigt- kein Ruhmesblatt für
ein Programm, das zum Schutz der Sicherheit der Bürger eingesetzt
werden soll. Bei diesem Test wurde auch die angesprochene Schwäche bei
der Verwendung simpler Boolescher Verknüpfungen entdeckt.

Zu den technischen Problemen kommt, dass bei diesem Projekt
mehrfach Fristen nicht eingehalten und Budgets überzogen wurden,
weswegen man nun erwägt, Railhead völlig einzustampfen. So oder so
wären die Verlierer wohl die Steuerzahler und letztendlich alle Bürger,
die sich vom Staat eine effektive Kriminalitätsbekämpfung erhoffen.

Bei der Terrorismusbekämpfung haben die USA es anscheinend noch
nicht geschafft, moderne Computertechnik sinnvoll zu integrieren.
Diesen Eindruck erhielt man bereits durch die völlig
überdimensionierten und aufgrund ihrer Menge an offensichtlich falschen
Einträgen wahrscheinlich komplett nutzlosen Datenbanken mutmaßlicher
Terroristen, durch die Hacks beim Heimatschutzministerium, dem Pentagon
und ähnlichen Stellen, durch die sich häufenden Datenverluste und die
ebenso hilflosen wie für die Bürgerrechte höchst bedenklichen Versuche,
die längst verlorene Kontrolle durch möglichst lückenlose Überwachung
aller Kommunikationsmedien wiederzuerlangen. Der neueste Fehlschlag
passt also ins Bild. Von einer professionellen Herangehensweise an
derartige Aufgabenstellungen ist man in den USA offenbar momentan weit
entfernt. (Annika Kremer)

Source: http://www.gulli.com/news/terrorismusbek-mpfung-in-den-2008-08-28/