Wenn Dir Drohnen in der Stadt über die Schulter schauen

[blog.kairaven.de] Noch ein kleiner Bericht zur gestrigen Chaosradiosendung über unbemannte und autonome Fluggeräte, auch "Drohnen", "Unmanned Air Vehicle" (UAV) oder "Unmanned Air System" (UAS) genannt.

Aeronvironment, der Hersteller von Mini- und mittelgroßen Drohnen, die besonders bei den US-Streitkräften und den Special Forces beliebt sind, hat laut eigener Pressemitteilung von der DARPA im Rahmen des SP2S Programms des US-Verteidigungsministeriums die Zusage über 4,6 Millionen US$ für 2009 zur Entwicklung einer SP2S Drohne erhalten.


Im Haushaltsplan des US-Verteidigungsministeriums wird auf Seite 304 das "Stealthy, Persistent, Perch and Stare (SP2S)" Programm zur Entwicklung eines heimlichen, ausdauernden, "sich setzen und beobachtenden" Minidrohne (Micro Air Vehicle, MAV) beschrieben:

Das Ziel des Stealthy, Persistent, Perch and Stare (SP2S) Programms ist die Entwicklung der Technologien, um eine völlig neue Generation von "perch-and-stare" MAVs, basierend auf der wasp Plattform, zu ermöglichen, die in der Lage sind:

   1. zum Senkrechtstart
   2. zum Anflug auf einen Zielpunkt
   3. vom Vorwärtsflug in den Schwebeflug überzugehen
   4. (autonom) senkrecht im Zielgebiet zu landen
   5. sich (autonom) sicher und stabil auf Landeplätze zu setzen
   6. "perch-and-stare" Missionen für Datensammlungen durchzuführen
   7. nach Beendigung der Mission (autonom) wieder vom Landeplatz zu starten und zur Heimatbasis zurückzufliegen

Während "perch-and-stare" (also während sich die Drohne autonom auf einen geeigneten Landeplatz gesetzt und verankert hat, um ein Objekt zielgerichtet zu beobachten), führt die SP2S Drohne Videoüberwachung durch und überträgt Videoaufnahmen und Standbilder aus dem nicht direkt einsehbaren Operationsgebiet ("beyond line-of-sight") zurück zur Heimatbasis, wobei sie, wenn nötig, andere UAVs in geringer Flughöhe als Übertragungsstationen nutzt. Erwartete Nutzer der Dienste beinhaltet die Army, die Marines und die Special Forces. 

 

Die Drohne basiert auf der WASP MAV Drohne von Aeronvironment, die seit 1998 mit Geldern der DARPA und des US-Verteidigungsministeriums von Aeronvironment bis zur WASP III Generation entwickelt wurde.

Laut der Datenübersicht hat die WASP III Drohne eine Flügelspannbreite von 72cm, ein Gewicht von 430g, eine Flugdauer von 45 Minuten und eine Reichweite von 5km. Zu den Funktionen zählen autonomer Flug und Navigation mit Hilfe von GPS.

Aber wie andere MAVs auch, kann die WASP Drohne nur vorwärts fliegen und kreisen und muss während des Flugs wieder zur Basisstation zurückkehren. Damit fehlt der WASP III die Eigenschaften, die zum Beispiel Quadrocopter und die "Organic Air Vehicles" (OAV) wie das Honeywell MAV bereits mitbringen und in der Beschreibung des US-Verteidigungsministeriums auftreten: Der senkrechte Start und die senkrechte Landung der "Vertical Takeoff and Landing" (VTOL) Drohnen, die Fähigkeit, nicht nur Momentaufnahmen während eines Überflugs zu liefern, sondern kontinuierliche Aufnahmen eines Zielobjekts, einer Zielperson oder Zielgebiets durch den Schwebeflug und die Fähigkeit, sich möglichst unbemerkt wie ein Vogel auf Landeplätze verschiedensten Typs niederzusetzen, von dort die Überwachung vorzunehmen und dann wieder zu starten, um zur Heimatbasis bzw. Bodenstation oder Soldaten zurückzukehren.

Diese Fähigkeiten benötigt man nicht so sehr im offenen Schlachtfeld, sondern militärische Verbände benötigen sie für möglichst unbemerkt bleibende Überwachungsmissionen im Stadtgebiet – früher oder später wird diese "völlig neuartige Generation von Drohnen" auch ihren Eingang in die polizeilichen Arsenale finden. Das ist auch der Grund, warum neue autonome Landekapazitäten und die erfolgreiche autonome Durchführung des Prozesses Hinfliegen – Landen – Beobachten – Zurückfliegen von besonderem Interesse für viele Forschungsprojekte rund um Mini-Drohnen ist.

Deshalb genießen die WASP Drohnen von Aeronvironment auch als Vorzeigeprojekte und Referenz-Drohnen einen hohen Stellenwert für militärische Operationen in Städten ("Urban Area Operations" oder "Military Operations in Uran Terrains"), den vom US-Militär ausgemachten hauptsächlichen Kampfgebieten der Zukunft. Das machte die DARPA in ihrem Strategieplan 2007 deutlich:

Each year the world’s urban areas increase in population and area. By 2025 nearly 60 percent of the world’s population will live in urban areas. Given this, it is prudent to assume U.S. forces will continue to be deployed to urban areas for combat and post-conflict stabilization. Unstable and lawless urban areas give terrorists sanctuary to recruit, train, and develop asymmetric capabilities, including the possibility of chemical, biological, and radiological weapons of mass destruction (WMD).

The Advanced Soldier Sensor Information System and Technology (ASSIST) program will enhance the intelligence gathering capabilities of our ground troops by developing special sensors, networks, and databases that allow a patrol leader to directly add to, and tap into the collective experience of previous patrols, including the details of what has been encountered in specific neighborhoods. ASSIST will help intelligence analysts and front-line patrol leaders build and share knowledge of what’s going on in various city neighborhoods.

One miniature airborne sensor ideally suited for small unit operations (both in the open terrain and the urban environment) is the Wasp micro air vehicle, a small, quiet portable, reliable, and rugged unmanned air platform designed for front-line reconnaissance and surveillance over land or sea. Wasp serves as a reconnaissance platform for the company level and below by virtue of its extremely small size and quiet propulsion system.

Spiral development of the Wasp, based on user testing and pre-deployment training, has resulted in a capability valuable to Marine, Army and Special Forces; Wasp is currently undergoing extended system evaluation in Iraq. 

 

Was dabei herauskommen wird, ist die Mischung aus einer Drohne wie dem Honeywell MAV, das für heimliche Überwachungsmissionen in Städten über Landeplätze verschiedenen Typs viel zu groß ist, der WASP III Drohne und den "Nano Air Vehicles" (NAVs), an deren Entwicklung Aeronvironment neben ProxFlyer beteiligt ist.

Damit es sich besser im städtischen Gelände überwachen lässt.

Source: http://blog.kairaven.de