EU: Neue Grenzkontrollen beinhalten die „größte biometrische Datenbank der Welt“

[gulli.com] Am
Dienstag verabschiedete das EU-Parlament ein neues System von
Grenzkontrollen, bei dem Einreisende aus Nicht-EU-Ländern, die ein
Visum benötigen, strenger als bisher kontrolliert werden sollen.
Zusätzlich zu den bisherigen Kontrollen soll dabei auch Biometrie zum
Einsatz kommen.

Mit Hilfe des neuen
Visa-Informations-Systems (VIS), einer Datenbank, in der die
biometrischen Daten (digitalisiertes Foto und Fingerabdrücke) aller
Personen, die ein Visum beantragen, gespeichert werden sollen, soll
überprüft werden, ob jemand im Schengen-Raum zur Fahndung
ausgeschrieben ist und ob die Fingerabdrücke der betreffenden Person
mit denen im Visum identisch sind. In Zeiten mit starkem
Reiseverkehr sollen die Kontrollen, anders als im ursprünglichen
Entwurf vorgesehen, auch stichprobenartig erfolgen können. Die neuen
Regelungen sollen ab nächstem Jahr gelten. Ist das
Visa-Informations-System aktiv, werden dort persönliche Daten, die
biometrischen Merkmale der erfassten Personen, die Behörde, die das
Visum ausgestellt hat, sowie die Tage der Ein- und Ausreise fünf Jahre
lang gespeichert bleiben. Man rechnet damit, dass das VIS bald zur
größten biometrischen Datenbank der Welt anwachsen wird. Unter anderem
will man damit, indem man auch Ermittlungsbehörden den Zugriff auf die
Datenbank ermöglicht, eine bessere Kriminalitätsbekämpfung ermöglichen.

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Datenschützer sehen derartige Pläne mit großer Skepsis. So wird
befürchtet, dass in derart riesigen Mengen zentral gespeicherte Daten
missbraucht werden oder in falsche Hände geraten könnten. Angesichts
zahlreicher Datenskandale in den letzten Wochen und Monaten gilt es als
fraglich, dass man ein System wie das VIS so effektiv absichern könnte,
dass die dort gespeicherten Daten wirklich vor unbefugten Zugriffen
geschützt sind. Darüber hinaus könnten auch "Insider", also
autorisierte Personen, diese Daten entwenden oder missbrauchen. Selbst
die Erstellung regelrechter "Bewegungsprofile" der erfassten Personen
wäre möglich, insbesondere angesichts der mit fünf Jahren recht langen
Speicherdauer der Daten.

Darüber hinaus gilt in Fachkreisen die Überprüfung von
Fingerabdrücken als problematisch. So wies beispielsweise der Chaos
Computer Club in einer Stellungnahme
darauf hin, dass gerade ältere Menschen oft nicht über ausgeprägte
Fingerabdrücke verfügen, die von den Lesegeräten erfasst werden können.
Das könnte an der Grenze Schwierigkeiten verursachen. (Annika Kremer)

Source: http://www.gulli.com/news/eu-neue-grenzkontrollen-2008-09-03/