Überwachungssystem soll verdächtiges Verhalten erkennen

"Perceptrak"-Technologie
soll Straftaten rechtzeitig verhindern und wird derzeit in britischer
Stadt getestet – "lauernde" Personen lösen Alarm aus

[derstandard.at] In
der britischen Stadt Portsmouth wird derzeit ein
Video-Überwachungssystem getestet, das den Anspruch erhebt, Verbrechen
rechtzeitig vor der eigentlichen Tat verhindern zu können. Das
entsprechende CCTV-System (Closed Circuit Television) trägt den Namen
"Perceptrak" und wurde vom englischen Unternehmen Smart CCTV
entwickelt. Die speziellen Kameras sind laut Angaben des Herstellers
dazu in der Lage, mithilfe komplexer Algorithmusberechnungen bestimmte
"verdächtige Verhaltensweisen" zu erkennen. "Das Perceptrak-System
wurde installiert, um nachts verlassene Gegenden wie Parkplätze,
Stiegenhäuser oder Korridore in Gebäuden und Straßen zu überwachen",
beschreibt Smart CCTV den aktuellen Testlauf auf der eigenen Homepage.
Während das Projekt von Seiten der zuständigen Stadtverwaltung als
"eine fantastische Entwicklung" willkommen geheißen wird, warnen
Kritiker schon jetzt vor einer weiteren unzumutbaren Verschärfung der
Überwachungssituation in Großbritannien.

"Kameras verhindern keine Straftat"

"Eine Videokamera alleine kann sicherlich noch keine Straftat
verhindern", ist Marie Ringler, Landtagsabgeordnete der Wiener Grünen,
überzeugt. Um die europäische Öffentlichkeit stärker mit dem
zunehmenden Problem der Überwachung zu konfrontieren, hat die
Grünen-Politikerin gemeinsam mit Sicherheitssprecher Peter Pilz bereits
im August dieses Jahres die Aktionsplattform Überwachungsstaat ins
Leben gerufen. "Mit dem Einsatz von Überwachungssystemen hofft man auf
eine einfache Lösung des Sicherheitsproblems. Verschiedene Statistiken
zeigen aber eindeutig, dass sich auch mit Überwachungskameras keine
Verbrechen verhindern lassen, sondern dass diese sich nur verlagern",
ergänzt Ringler. Die zum Ausbau der Überwachungssysteme notwenigen
Geldmittel könnten nach Auffassung der Grünen-Politikerin viel
sinnvoller investiert werden. "Wir hören viel zu oft von Leuten über
unangenehme Situationen im öffentlichen Raum. Was wir brauchen sind
aber keine Kameras, sondern Menschen, die in solchen Situationen direkt
Hilfe leisten können", so Ringler.

18 Kriterien verdächtiger Verhaltensweisen

"Das Perceptrak-System ist das Gegenstück zu einem Nachtwächter im
21. Jahrhundert. Aber im Gegensatz zu einem Nachtwächter blinzelt es
nie, macht niemals Pause und langweilt sich nicht", schwärmt hingegen
Jason Fazackarley, für Sicherheitsfragen verantwortlicher Stadtrat von
Portsmouth, gegenüber der Zeitung Daily Mail.
Ziel des Systems sei es, Verbrechen bereits zu verhindern, bevor sie
begangen werden. "Unser System setzt ein Software-basiertes
Analyseverfahren ein, das Bildmaterial anhand von 18 verschiedenen
vordefinierten Kriterien auf verdächtige Verhaltensweisen hin
untersucht", erläutert der Hersteller. Beispiele hierfür seien etwa zu
schnell fahrende Autos, Personen, die sich länger als üblich in einem
Parkhaus aufhalten oder Menschen, die sich in Gegenden treffen, wo
bekanntlich ein reger Drogenhandel stattfindet. Wird solch ein
Verhalten erkannt, schickt das Kamerasystem einen Alarm an die
Zentrale. Dort kann sich dann ein Sicherheitsbeamter die entsprechenden
Aufnahmen ansehen und so noch rechtzeitig eingreifen, falls es sich
tatsächlich um ein kriminelles Verhalten handelt.

Hollywood Science Fiction

Obwohl das intelligente Überwachungssystem prinzipiell durchaus
sinnvoll erscheint, lassen sich kritische Stimmen in Großbritannien von
dieser Argumentation nicht beeindrucken. "Diese Technologie macht es
dem Staat nur noch einfacher, jeden einzelnen Schritt der Menschen zu
beobachten", kritisiert etwa ein Sprecher der britischen
Bürgerrechtsorganisation Liberty und
vergleicht das Perceptrak-System dabei mit einer ähnlichen Technik, die
im Tom-Cruise-Film "Minority Report" zum Einsatz kommt. "Das
Verfrachten von teurem Hollywood-Science-Fiction-Equipment auf unsere
Parkplätze kann niemals so effektiv sein wie eine Polizeipatrouille,
die direkt auf den Strassen den Kampf gegen Verbrechen führt", stellt
der Liberty-Sprecher zusammenfassend klar. (pte)

Source: http://derstandard.at/?url=/?id=1227287603564

One response to “Überwachungssystem soll verdächtiges Verhalten erkennen”

  1. n.a.

    auf auf zum fröhlichen rumlungern!