„Reclaim the Money“

Florian Rötzer

[heise.de] Die Polizei in London bereitet sich auf Ausschreitungen und "Überfälle im Guerilla-Stil" während des G20-Gipfels vor
Erst vor kurzem hatte Scotland Yard berichtet,
dass man sich angesichts der Wirtschaftskrise auf einen "heißen Sommer"
vorbereite. Die Sorge besteht, dass aus Protesten Unruhen entstehen, an
denen auch unzufriedene Menschen aus der Mittelschicht teilnehmen.
Verstärkt wird die Sorge durch schnell wachsende Arbeitslosenzahlen.

Jetzt fürchtet
die Polizei in London, dass es bereits am 2. April während des
G20-Gipfels zu Unruhen kommen könnte und bereitet sich darauf mit
starkem Polizeischutz vor. Tausende Sicherheitskräfte würden die
Straßen bewachen, um zu verhindern, wie es heißt, dass friedliche
Demonstrationen von Gewalttätern vereinnahmt werden. Auch die
Aktivisten kündigen
für den G20-Gipfel einen "heißen Sommer", einen "summer of rage" an. In
Abwandlung des Slogans "Reclaim the Sreets" heißt es nun "Reclaim the
Money".

Erst am Montag hat die Metropolitan Police eine neue Kampagne gestartet
und bittet alle Menschen, verdächtiges Verhalten sofort zu melden. Die
Menschen sollten "ihren Instinkten vertrauen" und auch "unübliches
Verhalten" berichten. Der Slogan ist: "Verlasse dich nicht auf andere.
Wenn du etwas Verdächtiges bemerkst, melde es!" Allerdings heißt es,
die Kampagne sei nicht als Reaktion auf eine bestimmte Gefährdung
gestartet worden. Die Gefahr von Terroranschlägen bestünde aber
weiterhin. Es könnte aber auch sein, dass man vor dem G20-Gipfel sicher
gehen will.

Angeblich hätte die Polizei von den Geheimdiensten
Informationen erhalten, dass Gruppen "Überfälle im Guerilla-Stil" auf
Hotels, in denen die Regierungschefs wohnen, oder andere Gebäude machen
könnten. Verwiesen wird auf Umweltaktivisten und Anarchistengruppen,
die Proteste mit Slogans wie "Stürmt die Banken" oder "Schlagt einen
Banker" angekündigt haben. So wird etwa für den 1. April zu dieser
Aktion aufgerufen:
"RECLAIM THE MONEY, storm the banks and send them packing." Für den 2.
April heißt es: "A day of fucking up the summit and other adventures.
Be warned. Be aware. Be ready!"


At 12 noon, April 1st, we’re going to reclaim the City, thrusting into the very belly of the beast: the Bank of England.

Early a.m. April 2nd, we’re going to bang on their
hotel doors, @ the Excel Centre, Canning town to deliver our message of
a world beyond capitalism.

Ankündigung von Meltdown in the City

Offenbar nimmt die Polizei die Slogans und Aufrufe ernst. Zwar gebe es
keine Hinweise auf geplante Terroranschläge, vermutet die Times, aber
es seien Notfallpläne entwickelt worden. Die Anschläge vom Juli 2006 in
London während des G8-Gipfels in Gleneagles sind nicht vergessen, man
könne nicht ausschließen, so ein Informant der Polizei, dass wieder ein
solcher Anschlag ausgeführt werden könnte. Allerdings richtet sich der
Aufmarsch der Sicherheitskräfte nun in erster Linie gegen die geplanten
Proteste und Demonstrationen. Sorge hat man vor allem vor der
"Massenstraßenparty" vor der Bank of England am 1. April, wo man zum
Sturm auf die Banken aufruft.

Der G20-Gipfel findet in London vor dem Hintergrund wachsender Arbeitslosigkeit
und verpuffender Rettungspakete und Konjunkturprogramme statt. Jetzt
sind bereits 2 Millionen Menschen arbeitslos, bis nächstes Jahr, so
wird erwartet, dürfte die Zahl auf mehr als 3 Millionen ansteigen.
Damit würde die Arbeitslosenrate bei 10 Prozent liegen. Auf jedes
Stellenangebot kämen bereits 10 Arbeitssuchende.

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