Bürgerkriegsmanöver

[german-foreign-policy.com] Berichte von einem
Manöver in Bayern lassen konkrete Planungen der Bundeswehr für
Kampfeinsätze im Inland erkennen. Gegenstand der Meldungen ist eine
Militärübung in der Nähe des bayerischen Ortes Schwarzenbach am Wald,
der ein bürgerkriegsähnliches Szenario zugrunde lag. Dabei wurden der
Umgang mit demonstrierenden Friedensaktivisten sowie die Verteidigung
einer inländischen Radarstation gegen schwer bewaffnete "Terroristen"
trainiert. An der Übung beteiligt waren neben Soldaten und Reservisten
des "Landeskommandos Bayern" auch zivile Rettungs- und Sanitätsdienste.
Das Manöver, das bereits im Oktober stattfand, widerlegt die von Berlin
vorgebrachte Behauptung, die "zivil-militärische Zusammenarbeit" im
Inland diene nur der Hilfeleistung bei besonders schweren
Unglücksfällen und Naturkatastrophen.

Friedensaktivisten und Terroristen

Wie die Bundeswehr berichtet, hat sie an der "Luftverteidigungsstellung
Döbraberg" in der Nähe des bayerischen Ortes Schwarzenbach am Wald
Anfang Oktober eine mehrtägige "Objektschutzübung" abgehalten.[1]
Trainiert wurde sowohl der Umgang mit demonstrierenden
Friedensaktivisten als auch die Verteidigung der örtlichen Radarstation
gegen schwer bewaffnete "Terroristen". An der Übung beteiligt waren
neben Soldaten und Reservisten des "Landeskommandos Bayern" auch das
Technische Hilfswerk (THW), das Bayerische Rote Kreuz (BRK), die
Bergwacht und die Freiwillige Feuerwehr. Das Manöver habe sich "vor den
Augen" des Bundestagsabgeordneten Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU) und in
Anwesenheit von Vertretern der benachbarten Kommunen sowie der Polizei
abgespielt, erklärt die deutsche Luftwaffe[2].

Hoher Franke II

Wie der Lokalpresse zu entnehmen ist, lag der Übung "Hoher Franke II"
folgendes Szenario zugrunde: Einhergehend mit der "Ausweitung des
Afghanistan-Einsatzes" sind auch die in der Bundesrepublik
stationierten "Verbände der Luftverteidigung und der
Luftraumüberwachung" ins Visier von Aufständischen und "Terroristen"
geraten. Nicht näher bezeichnete Geheimdienste haben bei einer
Fahrzeugkontrolle Papiere, Karten und Koordinaten der Stellung am
Döbraberg konfisziert und daraus auf einen kurz bevorstehenden Angriff
geschlossen.[3]
Flugblätter und Feuergefechte

Dieser sei dann auch prompt erfolgt, heißt es weiter: Am ersten Tag des
Manövers hätten es die eingesetzten Soldaten und Reservisten der
Bundeswehr zunächst lediglich mit "harmlosen, Flugblätter verteilenden
Friedensaktivisten" zu tun gehabt, sich dann aber "Feuergefechten im
Wald" stellen müssen. Nach dem nächtlichen Beschuss eines
Munitionstransporters sei am frühen Morgen des zweiten Manövertages die
Luftwaffenstellung selbst attackiert worden, berichtet die Lokalpresse:
"Ein Fahrzeug durchbrach den Checkpoint und explodierte, wobei viele
Soldaten verletzt wurden." Daraufhin habe die Bundeswehr die "zivilen
Hilfsorganisationen" THW, BRK, Bergwacht und Freiwillige Feuerwehr
alarmiert, weil die Militärs deren Unterstützung benötigt hätten.[4]

"Zivile" Helfer

Ihren Höhepunkt erreichte die Übung laut Lokalpresse mit einem Überfall
von "Terroristen" auf den Radarturm der Luftwaffenstellung. Da die
Angreifer dabei Panzerfäuste eingesetzt hätten, habe es sowohl im
Inneren des Turmes als auch auf den umliegenden Gebäuden viele
Schwerverletzte gegeben. Aufgabe der eingesetzten Militärs sei in
dieser Situation die Bekämpfung der "Terroristen" gewesen, heißt es:
"Soldaten schlugen mit Salven aus ihren Maschinengewehren die Angreifer
in die Flucht beziehungsweise schalteten sie aus." Die Bergung der
Verwundeten indessen sei von den "zivilen Hilfsorganisationen"
übernommen worden: "Während das THW die Verletzten von den umliegenden
Dächern barg, musste im Inneren des Turmes die Bergwacht Verletzte von
der ersten Etage des Turmes aus rund 25 Metern Höhe abseilen."[5]

Feinde

Wie einer der beteiligten Bundeswehroffiziere im Anschluss an das
Manöver ausführte, war die Militärübung Ausdruck der "praxisnahe(n)
gemeinsame(n) Ausbildung unserer aktiven Soldaten und der
Reservisten".[6] Letztere waren bereits Anfang August von der
zuständigen Kreisgeschäftsstelle des Reservistenverbandes aufgefordert
worden, sich an der "Objektschutzübung Hoher Franke II" zu beteiligen.
Gebraucht würden allein sechzehn Mann für die "Feinddarstellung" [7] –
die Übernahme der Rolle der Friedensaktivisten und der "Terroristen".

Verbindungskommandos

Unterstützung erfuhr das Bürgerkriegsmanöver derselben Quelle zufolge
auch von dem in München beheimateten "Landeskommando Bayern" der
deutschen Streitkräfte.[8] Das Landeskommando fungiert nach eigenen
Angaben als "erste(r) Ansprechpartner der Bayerischen Staatsregierung"
in allen Fragen der "zivil-militärischen Zusammenarbeit". Hierunter
fällt zuvörderst die Koordination von Bundeswehreinsätzen im Inland mit
der Tätigkeit von "Hilfsorganisationen". Zu diesem Zweck unterhält das
Landeskommando sieben Bezirksverbindungskommandos, die den
Regierungspräsidien zugeordnet sind, sowie 103
Kreisverbindungskommandos auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien
Städte. Diese Verbindungskommandos bestehen laut Bundeswehr
"ausschließlich aus erfahrenen Reservisten"; ihre Gesamtstärke
beziffert sich auf mehr als tausend Mann.[9]

Einsatzbezogen

Parallel dazu bemüht sich die deutsche Luftwaffe bereits seit längerem,
Reservisten in ihre "Objektschutzregimenter" zu integrieren.
"Einsatzbezogenes Ziel" sei es, so der ehemalige stellvertretende
Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Heinz Marzi, einen "Zug von
nichtaktiven infanteristischen Kräften" nach einer abschließenden
"Objektschutzübung" noch Ende dieses Jahres "vollverantwortlich und gut
vorbereitet an den ‚Start‘ zu bringen".[10] Mit der besagten Übung war
offensichtlich das Manöver "Hoher Franke II" mit seinem
bürgerkriegsähnlichen Szenario gemeint.

[1], [2] Objektschutzübung "Hoher Franke II"; www.luftwaffe.de 03.11.2009
[3], [4], [5], [6] Fast echte Schüsse und Flammen; www.frankenpost.de 13.10.2009
[7], [8] Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.
V./Kreisgeschäftsstelle Kulmbach: Ausschreibung Objektschutzübung
"Hoher Franke II". Kulmbach 01.08.2009
[9] Landeskommando Bayern; www.streitkraefteunterstuetzungskommando.bundeswehr.de. S. auch Innerer Notstand
[10] Heinz Marzi: Reaktionsschneller Einsatz im neuen Aufgabenspektrum; www.reservistenverband.de

 

Source: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57669

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  1. Aufgelesen und kommentiert 2011-03-02

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