Um in Erdbebengebieten schnell helfen zu können, ist es für die Bergungsmannschaften vor Ort wichtig, sich ein Bild der Schadenslage zu machen. Gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk (THW) hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Einsatzmöglichkeiten von Tragschraubern für den Katstrophenschutz und Rettungseinsatz untersucht.
Live-Bilder durch Lufterkundung
Dazu unterstützten die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Flugsystemtechnik das THW bei einer Erdbebenübung in der Nähe von Wesel. Mit dem Tragschrauber, einem Drehflügelflugzeug dessen Rotor nur durch die anströmende Luft in Drehung versetzt wird (Autorotation), erkundeten sie die Schadenslage aus der Luft und übermittelten entsprechende Luftbilder an die THW-Einsatzleitung am Boden. Da Tragschrauber ohne Gefahr des Strömungsabrisses sehr langsam fliegen können, eignen sie sich besonders gut für die Lufterkundung. Per Live-Übertragung wurden Videobilder an die Bodenstation gesendet und hochaufgelöste Fotos der Schadensgebiete direkt aus dem Tragschrauber ins Internet übertragen. So bekamen die „Retter“ des THW schnellstmöglich einen Überblick über die Situation im vermeintlichen Erdbebengebiet und die entsprechende Schadenslage. Die Koordination der Einsatzkräfte konnte angepasst und optimiert werden. „Die Luftbilder aus dem Tragschrauber waren ein sehr effektives Mittel, um einen schnellen Überblick über die Schadenslage zu bekommen und unsere Hilfe entsprechend anzupassen“, sagte Ulf Langemeier, Einsatzleiter der Erdbebenübung.
Zukunftsfähiges Konzept aus den Frühzeiten der Drehflügelflugzeuge
„Tragschrauber waren bereits vor Hubschraubern im Einsatz und weisen einige Eigenschaften auf, die ihren Einsatz heute wieder interessant machen“, erläuterte Prof. Dr. Stefan Levedag vom DLR-Institut für Flugsystemtechnik. „Sie sind kostengünstig in Anschaffung und Betrieb. Zudem können sehr kurze Start- und Landestrecken bis hin zur Sprungstartfähigkeit realisiert werden“, sagte Levedag weiter. Die Potenziale dieser Technologie sind noch nicht vollständig erschlossen. Neue Ansätze aus Aerodynamik, Faserverbundbauweise und Antriebstechnik werden die Leistungsbandbreite zukünftiger Konfigurationen deutlich erhöhen.
Für das gemeinsame Projekt zwischen THW und DLR ist ab Februar 2013 ein neuer Tragschrauber vom Typ AutoGyro Cavalon für das DLR im Einsatz. Nach Auslieferung wird dieser mit spezieller Kameratechnik zur Lufterkundung ausgerüstet. Es folgen weitere Erprobungsflüge mit dem THW, bei denen die Tauglichkeit des Tragschraubers als Führungs- und Einsatzmittel im täglichen Gebrauch bewertet werden. In einer weiteren Projektphase bildet das DLR dann THW-Einsatzkräfte als Tragschrauberpiloten aus, so dass zukünftig Einsätze in realen Katastrophenszenarien geflogen werden können.
Source: http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10213/335_read-5339/