Detlef Hartman: „Die Knarre in der einen Hand, den Bleistift in der anderen.“

Forschen für die neuen Kriege im SFB 700 der FU Berlin (Vorläufige Fassung vom 12.07.2008)

„Söldner-Anthropologen“, „mercenary anthropologists“,
so werden die Wissenschaftler genannt, die derzeit in den USA binnen
weniger Monate zum Gegenstand und Kern einer erregten Debatte geworden
sind. Im letzten September hat der amerikanische Kriegsminister Gates
mit einer Spritze von 40 Mio. Dollar ein Programm von „embedded scientists“,
ins Militär eingebetteter Anthropologen (zu deutsch: Ethnologen) und
Sozialwissenschaftlicher auf 60 Mio. Dollar hochgefahren. Es sind
Wissenschaftler, die als ziviler Bestandteil einer neuen
zivilmilitärischen Offensive ins Kriegsgeschehen integriert werden.
„Bewaffnete Sozialarbeit“ war der Begriff, den der unter General David Petraeus hinzugezogene australische Anthropologe David Kilcullen dafür geprägt hat. Petraeus, leitender amerikanischer Kommandeur im Irak und früherer Assistentsprofessor an der Universität Princton
betreibt ein Vorhaben, das der leitende UN-Offizielle in
Südost-Afghanistan als grundlegenden Umbruch der militärischen Agenda
sieht: „ Mein Gefühl ist, dass das Militär im Augenblick einen enormen
Wandel durchmacht, zu einem Zeitpunkt, wo sie feststellen, dass sie
militärisch nicht weiterkommen.“[1] (extern)