Geschäft mit Überwachungs-Flugdrohnen boomt



VergrößernVerkaufsschlager aus dem Hause Microdrones: Das Modell MD4-200

"Über einen Mangel an Arbeit können wir uns derzeit nicht beklagen", sagt Bernd Rohde von der Firma Microdrones
im sauerländischen Kreuztal. "Momentan beträgt die Lieferzeit etwa
sechs bis acht Wochen." Rund 300 mit Überwachungskameras ausgestattete
Hightech-Minihubschrauber hat Microdrones bislang weltweit verkaufen
können – Tendenz deutlich steigend. Angefragt haben unter anderem die
Sicherheitsbehörden in China. Um auf etwaige Vorkommnisse bei den im
August beginnenden Olympischen Spielen schneller reagieren zu können,
plant Peking eine verstärkte Überwachung aus der Luft.

Vorstellig in Kreuztal waren auch schon Vertreter des sächsischen Innenministeriums.
Behördenchef Albrecht Buttolo (CDU) will die "fliegenden Augen" im
Rahmen einer Großoffensive gegen Fußball-Randalierer einsetzen. "Wenn
wir die Ausschreitungen nicht in den Griff bekommen, befürchte ich
einen weiteren Imageverlust", warnte Buttolo am gestrigen Montag in
Dresden. Es drohe die Austragung von Spielen unter Ausschluss von
Zuschauern bis hin zur Nichtberücksichtigung bei der Vergabe von
internationalen Partien – etwa Länderspielen im Leipziger
Zentralstadion, Austragungsort der WM 2006.



VergrößernJe nach Bedarf kann der MD4-200 mit unterschiedlichen Kameras ausgerüstet werden.

In Sachsen war es in den vergangenen Monaten immer wieder zu blutigen
Krawallen im Umfeld von Fußballspielen gekommen, bei denen auch
Dutzende von Polizisten verletzt wurden. Die Behörden rechnen
landesweit mit 450 Hooligans, von denen die meisten aus Leipzig und
Dresden kommen sollen. Um den Schlägern die Taten künftig besser
nachweisen zu können, will das sächsische Innenministerium jetzt
"zusätzliche Beweissicherungstechnik im Umfang von rund 300.000 Euro"
sowie "fliegende Kameras" anschaffen. Außerdem sollen verstärkt zivile
Aufklärungs- und Zugriffskräfte eingesetzt werden.

Für die Hightech-Überwachung aus der Luft
sind den Angaben zufolge Ausgaben in Höhe von 65.000 Euro vorgesehen –
was auf eine Anschaffung von vorerst vier Drohnen hindeutet. "Ein
durchschnittliches System vom Typ MD4-200 kostet bei uns etwa 13.000
bis 14.000 Euro", verdeutlicht Rohde. Der MD4-200, für den in der
Basisversion rund 10.000 Euro hingeblättert werden müssen, ist mit
insgesamt vier gegenläufigen Rotoren ausgestattet und arbeitet mit bis
zu neun verschiedenen Prozessoren. Der Kunde kann unter vier Kameras
auswählen, darunter eine 10-Megapixel-Digitalkamera vom Pentax für
Standbilder sowie eine Panasonic Lumix für Videoaufnahmen.



VergrößernDer SensoCopter des Wehrtechnikproduzenten Diehl BGT Defence

Die Flugzeit des MD4-200 – der noch in diesem Jahr hausinterne
Konkurrenz durch das deutlich größere Modell MD4-1000 erhalten soll –
beträgt etwa 15 Minuten. Dann müssen die Lithium-Ionen-Batterien
ausgetauscht werden, die das Fluggerät mit Energie versorgen. "Der
Austausch dauert nur ein bis zwei Minuten, dann kann der Hubschrauber
wieder in die Luft", erklärt Rohde. Dem Kunden wird die Abnahme von
vier Batterie-Packs empfohlen, so dass mit kurzen Unterbrechungen eine
Flugzeit von rund einer Stunde möglich ist. Die optimale Flughöhe für
den MD4-200 sind 25 bis 30 Meter. Höhen über 100 Meter machen wenig
Sinn, da die Kameras dann kaum noch Einzelheiten erfassen und zur
Basisstation funken können.

Ein ähnliches Produkt hat auch der Überlinger Wehrtechnikhersteller Diehl BGT Defence im Portfolio. Dessen SensoCopter
soll eine Reichweite von bis zu drei Kilometern haben; die Flugzeit
gibt Diehl mit bis zu 30 Minuten an. Dass solche Überwachungs-Flugeräte
aber auch mit deutlich kleinerem Budget konstruiert und zusammengebaut
werden können, bewiesen nicht zuletzt Computerfreaks auf dem Chaos Communication Camp
im vergangenen Sommer. Für Microdrones ist die zunehmende Konkurrenz
unterdessen noch nicht zur Belastung geworden. "Wir haben Anfragen aus
allen Bereichen der Gesellschaft", sagt Rohde, "Behörden,
Privatdetekteien oder auch Firmen, die den MD4-200 zum Personschutz
einsetzen." Und womöglich werden Fluggeräte aus Kreuztal bald auch über
Sachsen kreisen und Krawallmacher jagen.

(pmz/c’t)

Source: http://www.heise.de/newsticker/meldung/101829/from/atom10