EURO 2008: Polizei bekommt Kommandozentrale

[wienerzeitung] Wien. Täglich setzen sich
österreichische Polizisten mit ausländischen Kollegen zusammen,
entwerfen aktuelle Gefahren-Analysen und hecken Gegenstrategien aus. So
will das Bundeskriminalamt (BK) während der EM die Kriminalität vom
Taschendiebstahl bis hin zum Hooliganismus unter Kontrolle halten. Ein
rund um die Uhr besetzter Kommandoraum und eine Einsatzzentrale für
Meetings mit ausländischen Verbindungsbeamten, Vertretern von Interpol,
Europol, der Eurojust und dem Bundesamt für Verfassungsschutz und
Terrorismusbekämpfung wurde bereits eingerichtet.

Mindestens zweimal täglich werde man dort Besprechungen abhalten,
erklärte EM-Koordinator Generalmajor Gerhard Lang am Mittwoch bei einer
Pressekonferenz die Arbeit des Lage- und Informationszentrums (LIZ).
Vandalismus, Straßenkriminalität, Betrugsdelikte und Körperverletzungen
zählen zu den kriminalpolizeilichen Schwerpunkten des BK. Seit Anfang
Mai sind bulgarische und rumänische Verbindungsbeamte in Wien im
Einsatz, so General Franz Lang, stellvertretender Generaldirektor für
öffentliche Sicherheit. Auch Bettelei mit Kindern und Prostitution
wolle man unterbinden. "Es ist der größte Einsatz, auf den wir uns je
vorbereitet haben." Man habe ein dichtes Netzwerk geschaffen und gehe
beruhigt auf die EM zu. Auftreten will man jedenfalls als "lockere" und
nicht als "schwer bewaffnete" Polizei.

In den Public-Viewing-Bereichen wie der Fanzone würden auf jeden
Fall mehr Vorfälle erwartet als in den Stadien, betonten die
BK-Mitarbeiter. Dies habe sich bei vergangenen Großveranstaltungen
herauskristallisiert. Kleinkriminalität habe bei der WM in Deutschland
beispielsweise zu etwa 9.000 Festnahmen geführt.

Der Gefahr durch Hooligans begegne man durch ein dichtes Netz aus
szenekundigen Beamten aus dem In- und Ausland. Die Gefahr bei
Länderspielen sei aber geringer als bei einem Match zweier
Vereins-Mannschaften, so Lang. "Das ist keine Hypothese, sondern eine
Tatsache." Für den Kampf gegen die organisierte Kriminalität gebe es
Kooperationen mit den Teilnehmerländern, die in Österreich spielen,
sowie allen anderen wichtigen Staaten.

Um für genügend Personal zu sorgen, werden rund 600 Beamte aus
Niederösterreich in die Polizeiinspektionen nach Wien geholt.
Zusätzlich würden rund 50 Kräfte aus dem BK die Kriminalkommissariate
verstärken. Da es während der EM keine Urlaube oder Aus- bzw.
Weiterbildungen gebe, habe man zudem generell 30 Prozent mehr Personal
als im Normalfall zur Verfügung. 160 Mann des Entschärfungsdienstes
sind für unter anderem für die Durchsuchung der Stadien,
Trainingsstätten, Mannschaftsunterkünfte sowie die Staatsgäste
zuständig.

659 Beamte werden im Bereich Prävention im Einsatz sein.
Durchgeführt wurden beispielsweise bereits Schulungen für
Gewerbetreibende. Mit Spots soll den Fans zudem das richtige Verhalten
gezeigt werden, um sich vor Taschendiebstahl oder Vandalismus zu
schützen. Die kurzen Filme werden in Stadien und bei Public Viewings
gezeigt. Auch gegen Ticketfälschung und Betrugsdelikte wird gezielt
vorgegangen.

Source: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3941&Alias=wzo&cob=349904