Großbritannien: Mobiler Fingerabdruck-Scanner für die Polizei

[heise.de] Britische Polizeieinheiten sollen landesweit mit einem tragbaren Lesegerät für Fingerabdrücke ausgestattet werden, damit sie vor Ort schnelle Identitätsabgleichungen ausführen können. Innerhalb von 18 Monaten sollte der Handscanner flächendeckend im Einsatz sein, berichtet der Guardian heute. Zehntausende solcher Geräte, laut Zeitung in etwa so klein und kompakt wie ein Blackberry, werden nun im Rahmen des Projekts Midas (Mobile Identification At Scene) verteilt.

Die britische Polizei will mit diesem Projekt, dessen anfängliche Kosten mit 30 bis 40 Millionen Pfund Sterling (37 bis 49 Millionen Euro) veranschlagt werden, Ermittlungen beschleunigen, die vor Ort zur Feststellung der Identität eines Verdächtigen nötig sind. Wie ein Mitglied der Führung der britischen National Policing Improvement Agency (NPIA) kürzlich bei einer Biometrie-Konferenz mitteilte, soll der Einsatz der mobilen Fingerabdrucklesegeräte eine enorme Zeitersparnis mit sich bringen. Dadurch soll sich ein Effekt ergeben, der dem von 366 neu eingestellten Polizisten entspreche. Zudem soll damit die Zahl irrtümlicher Festnahmen deutlich verringert werden. Bislang sei mehr als eine Stunde verstrichen, bis man die genaue Identität eines Verdächtigen ermittelt habe, meist sei es dazu nötig gewesen, die Ermittlungen im Revier fortzusetzen.

Die mobile Geräte gleichen die Fingerabdrücke des Verdächtigen mit einer Datenbank ab. Den Polizisten sollen sie künftig neben Namen, Adresse und ähnlichen Angaben auch ein Foto der überprüften Person zur Verfügung stellen.

Während die NPIA laut Guardian von den Möglichkeiten des Einsatzes solcher mobilen Biometrie-Scanner bei öffentlichen Veranstaltungen, Sportereignissen, Festivals und politischen Versammlungen schwärmt, warnen Datenschützer vor einem möglichen Missbrauch. Zwar wird etwa von Liberty, einer Organisation, die sich für Bürgerrechte einsetzt, konzediert, dass polizeiliche Ermittlungen mit solchen Biometrie-Scannern verbessert werden können. Zugleich fordert man aber eine Garantie dafür, dass Fingerabdrücke nur von einer Person genommen werden, die einer Gesetzesübertretung verdächtigt wird und keinen Identitätsnachweis liefern kann.

Bei einem früheren Versuch der Polizei mit Fingerabdrucklesegeräten, dem "Project Lantern", habe sich laut einem NPIA-Offizier gezeigt, dass 60% der angehaltenen Fahrer gefälschte Identitätspapiere mit sich führten. Angehalten wurden nur verdächtige Fahrzeuge, deren Kennzeichen mittels eines automatischen Autokennzeichen-Lesers als gestohlen, unversichert oder "unbekannt" identifiziert wurden. Gewöhnlich dauerte der Identitätsabgleich über die Handgeräte etwa 2 Minuten, 97% der Recherchen waren in fünf Minuten abgeschlossen.

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