EU-Absage an französische Netzsperrren

[futurezone.orf.at] Die EU-Kommission hat einen neuen Entwurf zum Telekompaket vorgelegt.
Darin wird Netzsperren nach Urheberrechtsverletzungen ohne richterliche
Anweisung nach französischem Vorbild eine Absage erteilt. Auch eine
zentrale europäische Regulierungsbehörde soll es nicht geben.

Die EU-Kommission hat wegen massiver Kritik des Europäischen Parlaments
und der EU-Staaten ihren Gesetzesentwurf für die Reform des
Telekommunikationsmarktes geändert.

In den am Freitag von der Kommission vorgestellten Entwurf floss ein
Abänderungsantrag des EU-Parlaments ein, der die Verfolgung von
Urheberrechtsverstößen durch Tauschbörsennutzer ohne Einschaltung eines
Richters nicht möglich macht.

Konkret handelt es sich dabei um die Abänderung 138, die bestimmt, dass
die die Telekomregulierungsbehörden nicht ohne richterlichen Beschluss
die Informationsfreiheit der Nutzer beschneiden dürfen. Das wiederum
gilt als Blockade gegen das von der Regierung des französischen
Präsidenten und EU-Ratsvorsitzenden Nicolas Sarkozy eingebrachte
Gesetz, nach dem eine zentrale Internet-Behörde [HADOPI] nach dem
dritten Urheberrechtsverstoß Internet-Nutzern den Zugang zum Netz
kappen soll.

Die Abänderung wurde am 24. September vom EU-Parlament mit 573 Ja-
gegen 74 Nein-Stimmen beschlossen. Sarkozy hatte in einem Schreiben an
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso gefordert, die
Passage aus dem Telekompaket zu streichen. Er handelte sich jedoch eine
Abfuhr ein.