USA: Kritik an neuen RFID-Ausweisen

[heise.de] Ab nächsten Sommer benötigen die US-Bürger einen Reisepass, wenn
sie nach Kanada, Mexiko, Bermuda oder in die Karibik wollen. Die
Regierung macht nur eine Ausnahme: Besitzt der Reisende eine der neuen
elektronisch lesbaren Reisepasskarten oder einen der erweiterten
Führerscheine, mit deren Ausgabe die Staaten Washington und New York
nun begonnen haben, darf er auch ohne den "Großen" über die Grenze. Nur
für Reisen über Land oder See gültig, "bieten diese neuen
Identifizierungsmethoden Menschen, die nicht mit dem Flugzeug unterwegs
sind, eine kostengünstige Alternative", heißt es von Seiten der
zuständigen Behörden.

Die dabei verwendete RFID-Technik ist unter Datenschützern jedoch
umstritten, seit sie Ende der Neunzigerjahre erstmals in der
Warenlogistik verwendet wurde. Die in den neuen Karten enthaltene
RFID-Technik basiert auf so genannten "Electronic Product Code"-Tags
(EPCs), die an Barcodes angelehnt sind. Ein Forscherteam der University
of Washington untersuchte unter der Mithilfe des Sicherheitsanbieters
RSA nun die verwendete Technik. Das Ergebnis ist eher negativ, berichtet das Technologiemagazin Technology Review
in seiner Online-Ausgabe. So kritisieren die Wissenschaftler unter
anderem die hohe Reichweite der Tags – sie sollen sich noch aus 45
Metern Entfernung auslesen lassen. Außerdem ließ sich bei den
Washingtoner Führerscheinen nachweisen, dass sie mit relativ simpler
Technik auf ein "Kill"-Kommando lauschten und sich so selbst
deaktivierten.

Bislang nehmen die Behörden die Kritik allerdings nicht ernst. Gigi
Zenk, Sprecherin der zuständigen Ausgabestelle des Bundesstaates
Washington, meint, der Staat habe es Dritten gegenüber für illegal
erklärt, RFID-Tags ohne Einverständnis ihres Besitzers auszulesen. Sie
und andere Behördenvertreter betonen außerdem, dass jeder, der Angst um
seine Privatsphäre hat, auch so genannte "Privacy Sleeves" verwenden
könne – Hüllen, die Funksignale blockieren sollen, sodass RFIDs nicht
mehr so leicht aus der Ferne ausgelesen werden können. Man liefere sie
mit jedem Ausweis mit. Die Forscher der University of Washington fanden
allerdings heraus, dass diese Technik nicht immer funktioniert: Die
Hüllen blockierten Funksignale beispielsweise nicht, wenn sie
zerknittert waren.

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(bsc/Technology Review)

Quelle: heise.de