Bundeswehr testet unbemannte Luftfahrzeuge im Truppenübungsplatz Grafenwöhr

Lebensretter Aufklärungsdrohnen

Der Test war ein voller Erfolg: Unbemannte Flugobjekte, sogenannte Drohnen, flogen kürzlich vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr bis nach Burglengenfeld. Das dafür verantwortliche Bataillon der Bundeswehr aus Lüneburg übte mit ihrem Kleinfluggerät Zielortung (KZO) dabei zwar über zivilem, aber unbewohntem Gebiet. Mit der Übung schloss das Bataillon die nationale Ausbildung seines Aufklärungstrupps für die EU-Battlegroup ab.

Während einer weiteren Übung in Grafenwöhr erklärten Bundeswehrsoldaten an der Bodenkontrollstation des KZO, dass bei den Flügen keinerlei Gefahr für die Bevölkerung bestand. Für das Luftfahrzeug, das im Durchschnitt 700 Meter hoch flog, ist ein Mindestabstand von 500 Metern zu bebautem Gebiet vorgeschrieben. Auch die Benutzung des Luftraums war in dieser Höhe nur für angemeldete Rettungsflüge zulässig. Ferner besitzt die Bundeswehr lediglich unbewaffnete Drohnen, die zu Aufklärungszwecken dienen.

Ein Absturz sei generell sehr unwahrscheinlich. Um einen unkontrollierten Weiterflug der Drohne zu vermeiden, sind drei Notfallprotokolle programmiert. Das Objekt kann in einer Kreisbahn fliegend die Flughöhe anpassen, um den Funkkontakt zur Bodenstation wieder herzustellen, zum anderen die voreingestellte Flugroute zu Ende fliegen oder sofort den Fallschirm auslösen und landen. Insbesondere deshalb führte die Flugroute nicht entlang von Verkehrsstraßen und über Siedlungen.

Landung auf Luftkissen

Oberleutnant Jacob Schwarz erläuterte, dass seine Männer den Flugkurs der Drohne zwar jederzeit ändern könnten, dieser aber für gewöhnlich voreingestellt sei. Das Luftfahrzeug wird mit einem Booster gestartet, der abfällt, sobald die Endgeschwindigkeit zwischen 150 und 200 Stundenkilometern erreicht ist. Anschließend übernimmt ein Zweitaktmotor den höchstens vierstündigen Propellerflug. Zuletzt wird anhand der Gelände- und Windverhältnisse berechnet, wann der Fallschirm zur Landung ausgelöst werden muss, so dass die Drohne kontrolliert auf zwei Luftkissen landen kann. Innerhalb von wenigstens 15 Minuten ist die 168 Kilogramm schwere Drohne dann wieder startklar.

Während der Flugphase übermittelt der Flugkörper einen Video-Livestream an die Bodenkontrollstation. Hauptmann Martin Mittmesser relativierte, dass die Infrarot-Kamera der Drohne lediglich aufklären könne, jedoch nicht identifizieren. Ein Mensch sei also zu erkennen, jedoch nicht, welche Kleidung er trage. Der etwa 30 Soldaten starke Drohnenzug leitet die Ergebnisse des Videos über Sprachfunk, Bildausdrucke oder Datentelegramme an die Kompanie weiter, die bestimmte aufklärende Informationen über nicht einsehbares Gebiet angefordert hatte.

Die Übungen, die die Bundeswehr in Grafenwöhr abhält, sind realitätsnah. Nachdem die Kompanie mit den Informationen der Drohne unbekanntes Gebiet aufgeklärt hat, kehrt sie von der Schießbahn zurück in das Lager. Abgesperrt mit blickdichten Zäunen, sind auch die Wachtürme mit bewaffneten Soldaten besetzt. Den mit Birkenästen getarnten Militärfahrzeugen erschweren statt Panzersperren große Tonnen die Zufahrt.

Ideale Bedingungen

Wie Teile des größten Aufklärungsbataillons der Bundeswehr aus Lüneburg, war auch das KZO bereits in Afghanistan im Einsatz. Voraussetzungen, wie sie auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes gegeben sind, hätten sie noch auf keinem militärischen Übungsareal vorgefunden.

Auch der vom Wehrbereichskommando genehmigte Einsatz der Drohne außerhalb des Sperrgebiets sei ein Höhepunkt gewesen. Mit dem Fluggerät gäbe es sonst nie die Möglichkeit, in so großer Entfernung zu testen, obwohl die Drohne in einem Abstand von 100 Kilometern Funkverbindung zum Antennenfahrzeug halten kann.

Nachdem die KZO bei der Übung im US-Trainingsgebiet weniger als 20 Meter entfernt von dem berechneten Landepunkt aufsetzte, zeigen sich die Soldaten zufrieden. Das System sei stabil und zuverlässig. Sie seien froh, diese Drohnen zu haben, da sie im Einsatz viele Menschenleben retten könnten.

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