[heise.de] Um die Stärke und Unabhängigkeit der europäischen Robotikindustrie weiter auszubauen, will die EU ihre Förderung der europäischen Robotikforschung
zwischen 2007 und 2010 auf fast 400 Millionen Euro verdoppeln, hat die
Europäische Kommission laut einer Pressemitteilung angekündigt. Das
Geld soll vor allem den Technologietransfer zwischen Forschung und
Industrie unterstützen.
"Der europäischen Automationsindustrie – insbesondere der Robotik –
bietet sich jetzt die Gelegenheit, nicht nur ihre führende Rolle zu
halten, sondern weiter zu wachsen und die Wertschöpfungskette weiter
hinaufzusteigen", sagte die EU-Kommissarin für die
Informationsgesellschaft und Medien Viviane Reding auf der Messe Automatica,
die noch bis zum 13. Juni in München läuft. "Um dies zu erreichen, muss
die Industrie ihre Anstrengungen in mehreren Bereichen verstärken."
Über die Forschung hinaus müsse die europäische Industrie auch die
Abhängigkeiten von anderen Regionen bei kritischen Komponenten wie
Steuerungen, Antrieben und Motoren verringern.
Zurzeit stellen europäische Unternehmen ungefähr ein Drittel aller Industrieroboter her. Die Bedeutung des Robotikmarkts für die Weltwirtschaft wird in den nächsten zwei Jahrzehnten noch weiter zunehmen: Die International Federation of Robotics (IFR)
schätzt den aktuellen Umsatz auf etwa vier Milliarden Euro. Bis 2010
soll sich dieser jährlich um 4,2 Prozent erhöhen. Bereits heute klagt
der VDMA über Fachkräftemangel in diesem Bereich.
Die EU-Kommission forderte die Robotikindustrie auf, ihre
Marktstellung weiter auszubauen. Die Robotik sei von strategischer
Bedeutung für die europäische Wettbewerbsfähigkeit. Nur durch
Automation könne man die Fertigungsanlagen in Hochlohngebieten wie der
EU auch weiterhin halten. Automation spiele auch eine Schlüsselrolle
bei nachhaltigen, ressourcensparenden Produktionsverfahren. Und
schließlich sollen Roboter in den kommenden Jahrzehnten fehlende
Pflegekräfte ersetzen.
Der letzte Punkt weist auf einen noch kleinen, aber potenziell
schnell wachsenden Bereich: Nachdem weltweit bereits rund eine Million
Industrieroboter ihren Dienst versehen, sollen nun flexible Serviceroboter
in Unternehmen auch jenseits der Fabrikhallen Arbeiten übernehmen. Laut
IFR soll die Anzahl dieser Roboter, die unter anderem Waren verteilen,
reinigen, in der Landwirtschaft arbeiten oder Operationen unterstützen
mit einer Steigerungsrate von zehn bis fünfzehn Prozent von 40.000 im
Jahr 2006 auf 75.000 im Jahr 2010 anwachsen. Wenn die Entwicklungen für
Unternehmen weiter ausgeweitet werden, könnte dies auch das Angebot für
den Consumerbereich weiter wachsen lassen. Lediglich die inzwischen
millionenfach verkauften Roboter zum Staubsaugen, Rasenmähen und
Spielen sind hier bisher billig genug herstellbar.
Die Forschungsförderung soll jetzt vor allem den Zugang der
Forschungslabore zu nicht ohne Weiteres an den Instituten
installierbaren Industrierobotern erleichtern, um auch Experimente im
großen Rahmen zu ermöglichen. Im Gegenzug sollen deren Ergebnisse dann
direkt an die kooperierenden Unternehmen weitergegeben werden.
Source: http://www.heise.de/newsticker/EU-verdoppelt-Robotikfoerderung–/meldung/109309/from/atom10