Drohnen statt Kampfflugzeuge: EADS steuert Militärsparte um

[ftd.de] Zwar wird jetzt erstmals der Kampfjet Eurofighter rund um die Uhr im
Drei-Schicht-Betrieb für die deutschen Streitkräfte gefertigt. Um
langfristig weiter zu wachsen, muss aber neues Geschäft aufgebaut
werden. "Unsere Zukunftsfelder sind Service und unbemannte Flugzeuge.
Wir bereiten uns auf den nächsten Technologiesprung mit der Kombination
aus bemannten und unbemannten Kampfflugzeugen vor", sagte Bernhard
Gerwert, Leiter des Geschäftsbereichs Military Air Systems in einem
FTD-Gespräch.

"Bis 2020 soll sich der Umsatz von zuletzt 2,1 Mrd. Euro
verdoppeln", betonte der Manager. Wie viel Gewinn dann übrig bleiben
soll, sagte Gerwert jedoch
nicht. "Unser Ziel ist es, mindestens die Renditen der Wettbewerber zu
erreichen. Wir wollen auch weiterhin die ertragsstärkste
Geschäftseinheit im Konzern bleiben."

Die Eurofighterproduktion ist das Herzstück der gesamten Rüstungsaktivitäten von EADS (Paris: NL0000235190Nachrichten)
. Das Geschäftsfeld lieferte 2007 knapp 40 Prozent der Rüstungsumsätze
des Konzerns. Während in den USA noch das 300-Mrd.-Dollar-Projekt des
Joint Strike Fighter (JSF) vor der Realisierung steht, gibt es in
Europa keine Pläne für neue Großvorhaben mit bemannten Jets. Vor diesem
Hintergrund muss sich der EADS-Geschäftsbereich neu ausrichten.

Derzeit
steuert der Eurofighter 45 Prozent zum Spartenumsatz bei. 35 Prozent
entfallen auf Service und der Rest auf unbemannte Flugzeuge und
Strukturbauteile. Gerwert: "Im Jahr 2020 wollen wir etwa 40 Prozent
Umsatz mit Service und 25 Prozent mit unbemannten Flugzeugen erzielen.
Der Eurofighter-Anteil könnte dann durch Exporte bei etwa 35 Prozent
liegen."

Schlüsselbaustein für die Neuausrichtung ist die Verlagerung und
Bündelung der Aktivitäten der Sparte am Militärflughafen Manching bei
Ingolstadt. In den vergangenen zwei Jahren wurden gut 100 Mio. Euro in
neue Gebäude und Infrastruktur investiert. Mitte November wird das
militärische Luftfahrtzentrum offiziell in Betrieb genommen. Rund 2400
Stellen werden von der EADS-Zentrale in Ottobrunn nach Manching
verlegt. Zum Jahresende sollen rund 5500 Mitarbeiter in Manching
arbeiten.

Dort sind dann von der Entwicklung über die Produktion, Probeflug
und Service alle Aktivitäten gebündelt. "Wir bauen Stellen auf", sagt
Gerwert. So werden noch rund 200 Luftfahrtingenieure für den Standort
Manching gesucht.

Während derzeit die zweite Tranche des Eurofighters produziert wird,
gibt es nach wie vor keinen politischen Beschluss über den Start der
dritten Tranche. Die Produktion soll 2012 anlaufen. Bislang zögern
allerdings Großbritannien und Italien mit der Bestellung.

Von
Deutschland und Spanien sind keine Vorbehalte bekannt. "Wir brauchen
spätestens im ersten Quartal 2009 Klarheit über die dritte Tranche.
Sonst drohen eine Fertigungsunterbrechung und außerdem
Schadensersatzforderungen", sagte der Manager. Er räumte ein, dass vor
dem Hintergrund der Haushaltsbelastungen durch die Finanzmarktkrise die
Entscheidungen nicht leichter werden. Vor zehn Jahren hatten
Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien den Bau von 620
Eurofightern in drei Tranchen vertraglich vereinbart.

Zu den
größten Zukunftshoffnungen für das Flugzeug zählt die Ausschreibung
Indiens für 126 Kampfjets. Neben dem Eurofighter buhlen fünf andere
Modelle und Hersteller um den Auftrag über etwa 10 Mrd. $. "Wir bieten
den Indern eine direkte Beteiligung an der Weiterentwicklung des
Eurofighters an", sagte Gerwert. Beispielsweise könnte gemeinsam ein
neues elektronisches Radar entwickelt werden. Während die
US-Wettbewerber Modelle wie die F-16 oder F-18 anbieten, die seit
Jahrzehnten im Einsatz sind, stehe der Eurofighter noch am Anfang
technologischer Fortschritte. "Hier könnten wir Indien einbinden. Dies
ist ein strategischer Vorteil für uns", sagte Gerwert.

Der
Eurofighter habe daher trotz der US-Dominanz bei internationalen
Ausschreibungen "genauso gute Chancen wie die anderen Anbieter".
Gerwert würdigt auch die "intensive Unterstützung durch die Berliner
Regierung" bei dem Indien-Projekt. Nach den Ausschreibungsbedingungen
muss der Gewinner 50 Prozent des Auftragswertes, also rund 5 Mrd. $,
zusätzlich in die indische Rüstungsbranche oder in zivil und
militärisch nutzbare Güter investieren. Dies könnte eine indische
Flugzeugteileproduktion oder eine Beteiligung an einer Rüstungsfirma
sein.

Source: http://www.ftd.de